Wie sehr habe ich Italiens Stiefelabsatz geliebt: die freundlichsten Menschen, das gute Essen, das Meer…Neben den zahlreichen, wunderschönen Badeorten am Meer verbirgt Apulien aber auch viele kleine Dörfer und Städte im Hinterland mit unglaublichem Charme, die man teilweise erst erreicht, nachdem man unzählige Olivenhaine durchquert hat. Ich habe die schönsten Orte in Apulien ohne Meer für mich gefunden. Und dann erstrahlt bei Sonnenschein plötzlich ein solches Dörfchen im Sonnenlicht. Die weiß getünchten Häuser sorgen durch die Reflexion des Lichts für ein einprägsames Bild. Und viele der Dörfchen erkennt man schon von weitem durch ihre eindrucksvolle Berglage. Ich kann es gar nicht oft genug sagen, aber Apulien bietet so viele Kleinode, so viele Flecken ohne Massentourismus, so viel Authentizität und so viel Herzlichkeit… Es ist eine Reise… nein, es ist viele Reisen wert.
Die Menschen sind so unglaublich freundlich, dass sie es mir als Alleinreisende sehr leicht gemacht haben.


Ich stelle Dir meine absoluten Lieblingsorte in Apulien vor, die nicht direkt am Meer liegen, allerdings durch die Lage am Stiefelabsatz von Italien das Meer alle nicht weit haben.
#6 Lecce
Lecce, die pulsierende Studentenstadt mit ihren unzähligen Barockgebäuden, ist zwar kein Dörfchen, aber durchaus sehenswert. Ich habe Lecce für einen Tagesausflug von Monopoli aus besucht. In einer guten Stunde erreiche ich das „Florenz des Südens“ – mitten im Salento. Der Salento: eine Halbinsel in Apulien; bildlich gesehen der kleine Stiefelabsatz Italiens. Die Ecke ist wirklich noch ein Geheimtipp. So viele Dörfer kennen (noch) gar nicht so richtig den Tourismus.
Bei Lecce ist das natürlich anders. Aber die Stadt strahlt trotz der Größe von ca. 95.000 Einwohnern ganz viel Charme aus. Ich habe Lecce einen Tagesbesuch abgestattet. Der Oktober schien mir wieder einmal perfekt. So tummeln sich nur wenige Touristen in den kleinen Gassen. Die barocken Häuser sind aus einem ganz weichen Tuffstein gebaut, der durch seine Beschaffenheit das Bauen sehr leicht gemacht hat. Lecce liegt zwar nicht direkt am Meer, in nur 12km hat man aber den nächsten Strand erreicht.
Mitten in der Stadt, an der Piazza Sant’Oronzo fand ich gleich das Amphitheater. Das steht da einfach so, als ob nichts gewesen wäre, fett in der Mitte eines Platzes. Ich fand das schwer beeindruckend. Das Amphitheater ist auch gleichzeitig das älteste Gebäude der Stadt. Die sehenswerte Altstadt befindet sich umsäumt von 4 Stadttoren, durch deren Gassen ich den ganzen Tag geschlendert bin. Alle paar Meter treffe ich auf eine barocke Kirche, den Obelisken oder die bekannte Basilika der Stadt.
Unzählige Restaurants gruppieren sich in den vielen Gassen. Und so habe ich mir am Morgen an der Piazza Sant’Oronzo neben all den Studenten erst mal meinen Cappuccino gegönnt und zum Mittagessen eine große Bruschetta – wie sich das für Apulien eben gehört. Dazu ein Primitivo – dann hat man einen stilechten Apulien-Tag verlebt. Lecce hat mir als Stadtbild unglaublich gut gefallen, auch weil sich dort viel Leben abspielt. Das typische Apulien ist es in meinen Augen allerdings nicht. Aber vielleicht grade deswegen eine gute Ergänzung.




# 5 Ostuni

Ostuni, die weiße Stadt, eine kleine Gemeinde mit ca. 30.000 Einwohnern, sehe ich bei der Anreise schon von weitem auf ihrem Hügel thronen. Unten erspähe ich gleich die alte mächtige Stadtmauer der Stadt, während oben im alten Kern die Kathedrale triumphiert. Leider ist es bewölkt an diesem Tag, so dass die weiß getünchten Häuschen nicht ganz so funkeln wie sonst. Ostuni ist in den Sommermonaten mit Sicherheit alles andere als so friedlich wie jetzt im Oktober. Jede Menge kleiner Souvenirläden reihen sich durch die schmalen Gassen der Altstadt. Jetzt ist es ganz gemütlich; fast ausschließlich Einheimische sitzen draußen in den Cafés, ein paar Kätzchen gehen auf Erkundungstour und die vielen kleinen Gassen sind bis auf wenige Ausnahmen leer.
Ich habe mir für die Erkundung der Altstadt eine kleine Ostuni-Tour mit einer Ape ausgesucht:
Hier geht’s zur Tour


Ich liebe diese kleinen motorisierten Dinger, die so wendig durch die schmalsten Ecken kurven. Das habe ich schon in Umbrien so geliebt. Ostuni ist klein, und so dauert eine Tour nicht viel länger als 30 Minuten und kostete für mich alleine 20€. Es lohnt sich. Mein Guide und ich düsen auf unserem elektrischen Dreirad los, während er mir in gebrochenem Italo-englisch die Highlights seines Dorfes erzählt. Die Farben der Türen – grün oder blau – waren damals Indikatoren dafür, ob jemand arm oder reich war. Und so suche ich neugierig während unserer ruckeligen Fahrt die Farben der Türen ab, finde dabei überall bunte Blumentöpfe und grüne Kakteen, die vor den weißen Fassaden noch viel grüner erscheinen.
Die Touren beginnen an der Pizza Libertá, wo sich Altstadt und Neustadt teilen, wir fahren bis hoch zur Kathedrale mit Besuch der Kathedrale, fahren außen um die alte Festungsmauer herum, ein grandioser Blick aufs Meer erstreckt sich, bis wir am Ende wir durch eines der 4 alten Stadttore zur Piazza Libertá fahren.
Ich fand Ostuni für einen Vormittag perfekt; kombiniert mit einem anschließenden leckeren Kaffee oder einem italienischen Mittagessen in einem der hippen Lokale in der Nähe dieser Piazza.


# 4 Alberobello
Alberobello, Stadt der Zipelmützenhäuser, der sogenannten Trulli, ist mittlerweile eine Touristenstadt geworden. Dennoch ist dieses Bild der kleinen runden, weißen Häuschen mit den grauen Kuppeldächern auf den Hügeln der Altstadt einfach einmalig; das sollte man unbedingt gesehen haben. Es ist wie Märchenstunde zum Anfassen. Die gesamte Altstadt sieht einfach entzückend aus. Alberobello ist definitiv das Mekka dieser Häuser, der sogenannten Trulli. Auch wenn es einige andere Orte in der Region mit diesen Trulli gibt, so liegt der Ursprung doch an diesem Ort. Hier findest Du definitiv die meisten dieser Zipfelmützenhäuser gebündelt auf einen Fleck.
Übernachten in Alberobello
Ich habe selbst in einem solchen Trullo eine Nacht verbracht, und ich würde Dir unbedingt empfehlen, über Nacht zu bleiben. Alberobello wird noch schöner, wenn all die Tagestouristen für ihre Instagram-Fotos das Dorf verlassen haben. Dann wird es erst so richtig zauberhaft. Es ist eine Märchenstunde für Erwachsene. Und wenn Du dann durch die beleuchteten Gassen im Dunkeln schlenderst, bist Du der europäische Aladin.





Ich habe Alberobello von Polignano in einer guten halben Stunde erreicht und fand die Kombination nach ein paar Tagen am Meer perfekt. Du kommst an, parkst das Auto vor Deinem gebuchten Trullo, und läufst durch die Straßen, vorbei an unzähligen Trulli, bis Du die Herzchen-Treppe erreichst. Du kannst sie nicht verfehlen, denn etliche Menschen wollen ein Foto von sich vor der Treppe ihr Eigentum nennen. Komme also am besten an einem Wochentag. Da ist es deutlich leerer. Oder mach es wie ich, und komm im Oktober. Es ist so friedlich. Oberhalb der Treppe hast Du eine kleine Aussichtsplattform, wo Du Fotos von der Trullo-Zona, der Trulli-Altstadt, machen kannst. Die brauchst Du aber eigentlich nicht, denn Du hast ja in Deinem Trullo Deine eigene Aussichtsplattform für Dich ganz alleine.
Schau mal in den Himmel. In jeder Gasse sind über Dir Leinen gespannt und jede Gasse ist mit ihrer eigenen Deko verleint: da hängen Stühle an den Leinen, Kochtöpfe, Strohhüte… ein so süßes Bild.



Dein perfekter Tag in Alberobello à la Kathi
- Du kommst an! Du parkst erst mal Dein Auto, denn die Altstadt ist sowieso autofrei, und magst nicht durch die engen Straßen kurven
- Du schlenderst durch die vielen kleinen Gassen und kaufst apulische Orecchiette und vielleicht noch ein Nudelholz, und gönnst Dir als Snack in einem der Feinkostläden ein belegtes Panini mit apulischer apulischer Burrata und Bresaola. In einer dieser Gassen steht auch der kleinste Trullo von Alberobello, heute ein Souvenirshop.
- Auf dem Rückweg in Dein Trullo für die Nacht läufst Du wieder die Herzchentreppe hinauf und weiter geradeaus. Hinter der Kirche sind noch einmal ganz viele Trulli – und auch der älteste Trullo Apuliens – heute ein kleines Museum mit Schnapsverkauf.
- Wenn Du noch Zeit hast, buchst Du Dir vorab eine wundervolle Massage im Shambhala Day Spa and Beauty – ein entzückender kleiner Wellnessbereich in einem alten Trullo. Ich fand’s herrlich. Du kannst vorab online reservieren. Die Damen sprechen ein wenig englisch. Der Spa ist grade mal 10 Minuten von Deinem Trullo entfernt.
- Nachdem Du Dich noch einmal frisch gemacht hast, gehst Du abends in der „Trulli-Zone“, dem Altstadtkern Orecchiette essen.
- Am nächsten Morgen trinkst Du im Bett Deinen Kaffee aus der Nespresso-Maschine und gehst im Cosi Com’era frühstücken: tolle Bowls, hausgemachte Panini, leckerer Cappuccino. Und nur 5 Gehminuten von Deinem Trullo entfernt. Und Du kannst nach einem letzten Blick von der Aussichtsplattform gestärkt weiter fahren.




# 3 Carovigno

Ich meine: sind diese schrummeligen altherrschaftlichen Häuser nicht schon wieder cool? Das kleine Bergstädtchen Carovigno kommt eigentlich recht unscheinbar daher. Und grade das hat mir so gut gefallen. Es ist eines dieser Dörfer im Salento, die ich anfangs beschrieben habe. Es erstrahlt in seiner Ursprünglichkeit und Tradition. Alte, riesige Fassaden um den Hauptplatz des Dorfes, die erahnen lassen, wie prunkvoll diese einmal ausgesehen haben, treffen auf kleine, schmale Gassen, die nachts so süß angeleuchtet sind. Auf dem Dorfplatz trifft sich die Dorfgemeinschaft; hier spielt sich das Leben ab. Ich wurde dort direkt von einem älteren Herrn mit Gehstock angesprochen, der wissen wollte, wo ich herkomme. Er hat nämlich viele Jahre in Deutschland damals gelebt, erzählt er mir stolz und klopft mir auf die Schulter. Ich möchte ihm am liebsten um den Arm fallen. Aber ich lasse es besser; wir haben Corona. In einer Bar, in der Nähe des Hauptplatzes mit Blick auf die Kirche, trinke ich meinen Kaffee, während 2 Dorfbewohner hinter mir ihre Zigarettenschachtel beim Feierabendbier leeren. Es ist so herrlich unaufgeregt hier. Und dennoch hat das Dorf hinter dem kleinen Tor eine süße kleine Altstadt mit kleinen Gässchen.
Ich laufe ein wenig weiter die Straße vom Dorfplatz hinunter. Dort, wo die Menschen wohnen. Ich entdecke kleine Gemüselädchen, Tante Emma-Supermärkte und Bars. Hach, Carovigno, isch mag Disch!






Übernachten in Carovigno
Übernachten mit Charme. Und auch noch zu absolut zivilen Preisen. Ich würde jederzeit wieder in Carovigno und genau in diesem Hotel bleiben: im Garibaldi Hotel Dimora Sant’Anna. Das kleine Hotel mit Loftcharakter ist entzückend und liegt optimal am „Eingang“ in die kleinen Altstadtgassen, direkt neben dem Castillo aus dem 12. Jahrhundert. Ich parke mein Auto auf der Straße vor dem Hotel und kann den Rest einfach nur noch entspannt zu Fuß zurücklegen. Das Frühstück kann man bei gutem Wetter auf der kleinen Terrasse des Hauses einnehmen. Von hier ist man in nur 7km am Meer.





# 2 Locorotondo
Ich habe Locorotondo, gemeinsam mit Cisternino, auf dem Weg von Ostuni nach Monopoli besucht. Beide Dörfer eignen sich großartig für ein leckeres Lunch auf einem der hübschen Plätze. Ich komme also in Locorotondo an und erlebe eine unglaublich schöne Autofahrt dorthin – vorbei an Olivenhainen und Landtrulli, mitten durch die pure Natur Apuliens.
Locorotondo bedeutet „runder Platz“, denn die Altstadt ist nahezu kreisrund. Gut, das merke ich beim Herumlaufen nicht so wirklich. Aber ich will es mal glauben.
Ich erreiche die hübsche Altstadt über den Torbogen, die Porta Napoli. Und dann laufe ich durch zahlreiche kleine Gassen mit weiß getünchten Häusern, wie ich es auch schon von Ostuni und Cisternino kannte. Aber jedes Örtchen hat dann doch seinen ganz eigenen Charme.
Vor den Türen mit Perlvorhängen stehen in die Jahre gekommene Korbstühle, und Restaurantbesitzer versuchen, in den schmalen Gassen so viele ihrer Tische wie möglich nach draußen zu verlagern.
Ich parke unterhalb der Altstadt und laufe ein paar Minuten hoch in Richtung der kleinen weißen Gassen und lasse mich einfach treiben. Irgendwann finde ich schon wieder heraus. Es ist bezaubernd hier. Beim Verlassen des Tores werfe ich noch einen Blick in die kleine hübsche Gartenanlage gegenüber, bevor ich mich auf den Weg in mein neues Domizil für die nächsten Tage mache: Monopoli!





# 1 Cisternino

Zugegeben: Platz 2 und 1 liegen bei mir ganz eng beieinander. Cisternino hatte für mich noch einen Hauch mehr Charme als Locorotondo; schon allein, weil es kleiner und übersichtlicher ist. Es kam beinah ein wenig Ibiza-Feeling auf. Ich parke im neuen Teil von Cisternino und muss tatsächlich erst einmal suchen, bis ich das Tor zum Altstadteingang finde. Gesucht – gefunden. Cisternino wurde tatsächlich zu einem der schönsten Dörfer Italiens ernannt. Ich kann das nur bestätigen. Auch hier finde ich wieder die vielen weißen Häuser, Innenhöfe und steilen Treppen. Und gutes Essen, schicke Bars und angesagte Restaurants.
Von der Piazza Vittorio verteilen sich kleine Gässchen in alle Richtungen, an jeder Ecke tummelt sich ein kleines Restaurant oder eine Bar.
Kathis Tipp:
eine besondere Delikatesse von Cisternino ist das Carne alla Brace – Fleisch von sehr guter Qualität am Drehspieß zubereitet. Entweder auf die Hand vom hiesigen Metzger oder ganz bequem in einem der Restaurants bestellen!






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[Werberechtlicher Hinweis: Die gesamte Reise habe ich privat durchgeführt sowie selbst bezahlt. Ohne jegliche Vergütungen oder andere monetäre Beeinflussung.]